Nachfolgend ein Artikel für die CD-Info 3/2000 -------------------------------------------------------------- Shareware-Autor werden ist nicht schwer... Wer davon ausgeht, dass es genügt, mal eben ein paar Programmzeilen zu schreiben, zu kompilieren, um dann nur noch abzukassieren, der sollte besser erst gar nicht damit anfangen. Im Gegensatz zu einem kleinen Programm, dass man mal eben für sich selber schreibt, muss ein Shareware-Programm, wenn es Erfolg haben soll, einigen Merkmalen genügen, die man allzu gerne übersieht: · Stabilität: Ein Programm darf auf dem eigenen PC schon mal abstürzen, auf einem Kundenrechner sollte das nicht passieren. Hier ist einiges an Fehlerbehandlung nötig, und vor allem Testen, Testen, Testen... möglichst auf verschiedenen Systemen. Das Testen und Debuggen (Entfernen von Fehlern im Code) nimmt oft mehr Zeit in Anspruch als das Schreiben des ersten Programms selber. · Dokumentation: Zu einem guten Shareware-Programm gehören nicht nur eine Readme-Datei, eine File_id.diz, sondern auch eine Onlinehilfe, wo der Anwender aus dem Programm heraus Hilfe suchen kann. · Installation: Schließlich ist es in aller Regel notwendig, dass mit dem Programm eine Installationsroutine mitgeliefert wird, die auch von Otto-Normal-Verbraucher bedient werden kann, und gerade bei Shareware-Programmen wichtig, auch eine sichere Deinstallation ermöglicht. ...Autor sein dagegen sehr Erst wenn diese Bedingungen erfüllt sind, kann man daran gehen, sein Werk unter's Volk zu bringen. Bevor man das macht sollte man sich jedoch unbedingt über die Folgen im Klaren sein: · Die Arbeit nach dem Verteilen nimmt ebenfalls ein erhebliches Maß an Zeit in Anspruch. · Bestellungen müssen umgehend bearbeitet werden. Dazu gehört je nach Vertriebskonzept das Erstellen von Datenträgern samt sauberen Etikettieren und Verpacken, Schreiben von Rechnungen, regelmäßige Bearbeitung von E-Mail-Eingängen. Je nach Erfolg des Programms kann man damit ganz schön beschäftigt sein. · Und natürlich gehört zu so einem Gewerbe auch eine Gewerbeanmeldung, mit allen Konsequenzen wie Gewerbesteuer (abhängig von der Höhe des Gewinns), eine saubere Buchführung mit Einnahmen-/Ausgaben-Überschussrechnung. Evtl. kommen dann zusätzlich noch bürokratische Hemmnisse wie IHK-Zwangsmitgliedschaft und rechtliche Dinge mit dem Arbeitgeber. · Und natürlich ist wenigstens einmal im Jahr eine Umsatzsteuer- und Einkommenssteuererklärung fällig, denn auch an Shareware verdient der Staat mit. · Eine ganz wichtige Stellung im Zeitbudget nimmt oft auch der Kundensupport ein. Auch eine scheinbar einfach zu bedienende Anwendung kann beim unerfahrenen Benutzer zu Fragen führen, die dem Programmierer nicht in den Sinn kamen. Hier gilt es oft, erst einmal herauszufinden, was der Kunde eigentlich meint, da man hier nur selten eine programmiertechnisch exakte Fehlermeldung bekommt. Und oft sind es auch "nur" neu eingerichtete Festplatten, die den Kunden beim Autor erneut um eine kostenlose Kennung fragen lassen. · Nicht unterschätzen sollte man auch den Aufwand für Updates, evtl. Mailaktionen. Auch sollte man vorher bedenken, dass man den Vertrieb eines Shareware-Programms nicht von heute auf morgen wieder einstellen kann. Ein Shareware-Programm, das mal im Umlauf ist, kann oft nach Jahren noch zu Anfragen kommen. Kompetente Hilfe gibt's bei SAVE Wenn man das alles bedacht hat und immer noch nicht vor dem Sprung in das Autorendasein zurückschreckt, dann kann man es wagen, sein Werk zu verteilen. Wie macht man das am besten? War vor ein paar Jahren die bevorzugte Methode das Einsenden von Kopien auf Diskette an möglichst viele Shareware-Händler, so steht heute das Internet mit seinen schnellen Wegen im Vordergrund. Der Upload auf die wichtigsten Shareware-Server im Internet ist ein guter Ansatz, seine Programme möglichst schnell zu verbreiten. Auch die Kontaktaufnahme zu Redaktionen einschlägiger Publikationen kann ein gutes Stück weiter führen. Hilfe bei all diesen Fragen und der Verteilung von Shareware-/Freeware-Programmen erhält man bei der deutschsprachigen Shareware Autoren Vereinigung (SAVE). Die SAVE ist eine Vereinigung von zurzeit über 400 Autoren (Mitgliedschaft kostenlos), die nach dem Motto "Autoren für Autoren" funktioniert. Hier geben "alte Hasen" Einsteigern Hilfestellung, unterstützen beim Vertrieb und allen Fragen rund um das Thema Shareware. Das Forum der SAVE ist daher immer eine gute Anlaufstelle, auch wenn man den Schritt ins Autorenleben erst noch plant. Die SAVE hat ein gut funktionierendes System zur Katalogisierung und Vermarktung von Shareware und Freeware aufgebaut, das inzwischen viele Redaktionen und Internetverzeichnisse als Basis für ihre Arbeit nutzen. Im Forum der SAVE sind nicht nur bereits aktive Autoren mit Fragen und Beiträgen willkommen, auch Einsteigern und Anwendern wird gerne weitergeholfen. Nebenbei bietet die SAVE einen regelmäßigen Newsletter an, der über die Neuerscheinungen/Updates informiert, ein umfangreiches Verzeichnis mit deutschsprachiger Shareware und Freeware (zur Zeit über 1300 Einträge), das auch offline gelesen werden kann, Buchtipps rund um das Thema Programmierung und Webdesign, und einen Bereich mit FAQs zum Thema Shareware und deren Vermarktung. Der Webauftritt Damit man seine Software in den virtuellen Verzeichnissen überhaupt erst anmelden kann, kommt man um eine eigene Homepage nicht herum. Hierbei sollte man bedenken, dass eines jener zahlreichen kostenlosen Webspace-Angebote zwar für den ersten Einstieg genügen mag, auf Dauer sollte man jedoch damit rechnen, dass man ein paar Mark/Schilling investieren muss, um lästige Popup-Fenster und schlechte Erreichbarkeit zu vermeiden. Auch sollte man in die Gestaltung des eigenen Webauftritts einige Sorgfalt legen, die Seiten sollten übersichtlich gestaltet und ansprechend gestaltet sein und alle nötigen Informationen liefern, die ein Besucher vor dem Download benötigt. Reich mit Shareware? Nein. Reich wird man mit Shareware leider nur selten, in den meisten Fällen ist dieses Gewerbe nur als Nebenbeschäftigung geeignet und erfordert damit eine tolerante Umgebung, was die Freizeitgestaltung angeht. Die Einnahmen bewegen sich bei den meisten Autoren auf Taschengeldniveau, denn auch Hardware, Compiler, Versandmaterial, Datenträger, Fachliteratur, Porto und was sonst noch dazu kommt, schmälern die Einnahmen. Um Shareware-Autor zu sein, benötigt man ein gerüttelt Maß an Idealismus und Ausdauer. -------------------------------------------------------------- (Jutta Behling, Behling@abc-ware.de)